Die High-Tech-Schläuche mit dem auffällig orangenen Ventil des österreichischen Herstellers Tubolito sind mittlerweile kein Geheimtipp mehr, wie sie es noch eine Zeit nach der Unternehmensgründung im Jahr 2016 waren. Ambitionierte Radfahrer weltweit schwören auf die innovativen Schläuche aus thermoplastischem Elastomer, obwohl wir Rennradfahrer oft skeptisch gegenüber Neuerungen in bewährten Bereichen wie der klassischen Clincherfelge-Butylschlauch-Kombination sind. Die Tubolitos bieten nämlich eine gleichwertige Alternative zur tüftelintensiveren Tubeless-Bereifung, welche zwar ohne Schlauch, aber dafür mit Dichtmilch und eigenem Ventil auskommen muss. Die Handhabung der Tubolitos ist nämlich nicht komplizierter als die eines herkömmlichen Fahrradschlauchs. Doch dazu später mehr – werfen wir zunächst einen Blick auf das Datenblatt.
Bloß Luxus-Schlauch oder unschlagbares Preisleistungsverhältnis?
Für Rennräder bietet Tubolito zwei Ausführungen an, jeweils in gängigen Ventillängen: die Tubolito Road (29,95€) und die S-Road Variante (34,95€). Beide Schläuche sind für 700C-Laufräder (28 Zoll) und Reifenbreiten von 18 bis 32 mm entwickelt worden. Die S-Road-Version ist jedoch leichter, allerdings ausschließlich für scheibengebremste Rennräder zugelassen.
So weit, so gut. Aber wie lässt sich der Preis rechtfertigen, der immerhin mindestens das Dreifache eines herkömmlichen Leichtschlauchs beträgt? Nun, die Tubolitos als Leichtgewicht zu bezeichnen, ist fast schon eine Untertreibung. Die einfache Road-Ausführung wiegt gerade einmal 38 Gramm. Im Vergleich zu den klassischen Continental Race 28, die 125 Gramm wiegen, bedeutet das eine Einsparung von 87 Gramm pro Schlauch. Das Paar spart also insgesamt 174 Gramm ein und bietet dabei die doppelte Durchstichfestigkeit, wie der Hersteller herausgefunden hat. Die S-Road sind sogar noch leichter und wiegen unglaubliche 23 Gramm pro Schlauch, also 204 Gramm Ersparnis gegenüber den Conti. Auch in Sachen Rollwiderstand sind die Tubolitos äußerst konkurrenzfähig und stehen herkömmlichen Top-Schläuchen in nichts nach, wie unabhängige Tests ergeben haben.
Um ähnliche Gewichtseinsparungen bei Rahmen oder Komponenten zu erzielen, müsste man hunderte, wenn nicht tausende Euro investieren. Insgesamt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der Tubolitos daher als hervorragend zu bewerten und macht sie zu einem lohnenden und vor allem auch spürbaren Upgrade für so gut wie jedes Bike.
Signalfarbe Orange! Ersteindruck und Installation
Das charakteristische Orange der Schläuche findet sich auch am Ventilkörper aus Kunststoff wieder, sodass auch nach dem Einbau noch ersichtlich ist, dass man Tubolitos fährt. Wenn die Farbe des Ventilkörpers doch mal mit der Rahmenfarbe oder Ähnlichem nicht zusammenpassen sollte, bieten die Hersteller extra auch eine unauffällig schwarze Ausführung an. Unabhängig davon kommt ein gewöhnliches Presta-Ventil zum Einsatz. Zudem fällt das sehr geringe Packmaß auf: Besonders von der S-Road-Version passen problemlos sogar zwei Stück in jede Trikot- oder Satteltasche.
Der Einbau läuft wie gewohnt ab – Reifen halb aus der Felge nehmen, Schlauch einziehen, Reifen auf die Felge, kontrollieren, ob der Schlauch korrekt im Felgenbett sitzt, aufpumpen. Falls man doch mal den Schlauch zwischen Reifen und Felge eingezwickt hat, ist dies besonders leicht auf Grund des grellen Oranges zu erkennen. Die einzige Regel, die laut Herstelleranleitung zusätzlich zu beachten gilt, ist, den Schlauch vorm Einziehen nicht über 0.5 Bar aufzupumpen, da er sich sonst verformen kann. Außerdem ist der Schlauch, so ist er einmal installiert worden, nur für genau diese Reifengröße wiederverwendbar.
Da Montagefehler bei den Tubolitos besonders kostspielig sein können, empfiehlt es sich, den Einbau geduldig und sorgfältig durchzuführen, jedoch sind sie sonst nicht empfindlicher als Butylschläuche. Bei einem Druck von 7 Bar halten die Schläuche die Luft ausgesprochen gut; aus meiner Erfahrung ist ein Nachpumpen höchstens etwa einmal pro Woche erforderlich. Dennoch sollte man den Luftdruck wie gewohnt vor jeder Ausfahrt regelmäßig kontrollieren. Positiv hervorzuheben ist zudem das eigene Tubo-Patch-Kit, das für 4,95 € erhältlich ist. Mit diesem speziellen Flickenset kann man die Schläuche bei kleineren Löchern problemlos reparieren. Nachdem ich einen Schlauch geflickt hatte, konnte ich ihn normal weiterverwenden – auch wenn ich das bisher wegen der höheren Pannensicherheit nur selten nötig hatte.
8000 Kilometer und vollkommen überzeugt: Tubolito-Schläuche sind jeden Cent wert
Ich fahre die Tubolito Road-Schläuche in Kombination mit Highend-Pneu nun seit über zwei Jahren auf meinem Rennrad und bin, um es bescheiden auszudrücken, ziemlich begeistert. Sie sind erheblich leichter als herkömmliche Schläuche und lassen sich wesentlich einfacher handhaben als ein Tubeless-Setup. Auch die Pannensicherheit hat sich bei mir besser gezeigt als bei Butyl-Schläuchen, und ein Platten lässt sich unkompliziert beheben. Gefühlsmäßig würde ich die Pannenrate auf bis zu 50 % geringer schätzen. Die Tubolitos rollen sehr leicht ab und fühlen sich etwas direkter im Handling an als herkömmliche Schläuche, was zu ihrem rundum schnellen Charakter beiträgt. Die Gewichtsersparnis (mindestens 174 g!) möchte ich natürlich auch nicht mehr missen.
Ich möchte ehrlich sein: Trotz des hohen Preises, der meiner Meinung nach den einzigen relativen „Nachteil“ darstellt, würde ich Butylschläuche immer sofort durch Tubolito Road-Schläuche ersetzen. Bei meiner letzten Rennradneuanschaffung flogen die vom Hersteller verbauten Schläuche gleich wieder raus und ich habe sie noch vor der ersten Ausfahrt durch die S-Road ersetzt. Der Gewichts- und Handlingvorteil ist einfach zu groß. Besonders für neue Fahrer oder diejenigen, die sich nicht an die viel umständlichere Tubeless-Bereifung heranwagen wollen, kann ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Meinen Erfahrungen nach, die auch viele meiner Radkollegen teilen, sind Tubolito-Schläuche eines der kosteneffektivsten Performance-Upgrades, die man seinem Rennrad gönnen kann. Oder seinem Gravelbike, oder Mountainbike, oder Brompton, oder … Tubolito hat für jeden Fahrradgeschmack großartige Produkte im Sortiment!
Mehr infos unter tubolito.com
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